Die Institution „Offene Ateliers“.
Für Jahrzehnte existierte in Basel und in der Region die „Porte ouverte“ als fester Bestandteil der Basler Kunstszene. An dieser Veranstaltung beteiligten sich etablierte und weniger etablierte Künstlerinnen und Künstler. Rund 40 Kunstschaffende öffneten ihre Ateliers für Interessierte, jeweils an einem Wochenende im Jahr, an einem festgelegtem Datum.
Diese „Porte ouverte“ waren ein fester Bestandteil des Kunstmarkts in Basel. Anfang Jahr erhielt man das Programm mit den beteiligten Ateliers. Kunstliebhaber und Sammler notierten sich das Datum früh in ihre Agenda, da sie sich dieses Wochenende dafür frei halten wollten. Immer der gleiche Flyer zur Wiedererkennung war ein wichtiges Kennzeichen für diese Organisation.
Hier trafen sich KunstsammlerInnen und KunstliebhaberInnen jeweils mit den KünstlerInnen bis in die Nacht. Hier wurden Freundschaften zwischen Sammlern und Kunstschaffenden geschlossen. So wurden viele der Sammler zu speziellen Förderern der Künstler, von denen manche später zu den ganz grossen in der Kunstszene zählten und heute in den öffentlichen Museen vertreten sind (Eva Appli, Dieter Roth, Alfred Hofkunst etc.) oder sogar ein eigenes Museum erhalten haben wie Jean Tinguely. Hier entstand ein reger Austausch zwischen den Kunstsammlern untereinander, und genauso mit den Künstlern, wie es so keine Galerie vermitteln kann. Hier entstanden Freundschaften mit Käufern, die sich zu engagierten Kennern von einzelnen Künstlern entwickelten, und nicht zuletzt entstanden sehenswerte Sammlungen. Auch Ordner von Malbriefen mit persönlichen Einladungen zu den offenen Ateliers entstanden mit der Zeit. Diese persönlichen Kontakte zwischen Sammler und Künstler waren wichtig, da der Kunstsammler die Entwicklung der Künstler unmittelbar verfolgen konnte.
Es war eine spannende und für alle befruchtende Alternative neben den gängigen Ausstellungsmöglichkeiten. Keine Galerie und kein Ausstellungsraum konnte einen solchen Kontakt anbieten.
Mir erzählte kürzlich ein Künstler, er konnte die Covid Krise nur dank solcher Kunstsammler gut überstehen. Er fragte Sammler an, ob sie ihm nicht ein Werk abkaufen könnten, da er nirgends ausstellen konnte. Und das taten einige Sammler während der Zeit und unterstützten so die Kunstschaffenden.
Eines Tages kam in Basel die Nachricht, die Organisatoren der „Porte ouverte“ würden altershalber aufhören. Nachfolger hatten sie keine gefunden. Einige trösteten sich mit der erweiterten Regionale der Kantone. Doch da diese nur bereits mehr oder weniger etablierte Kunstschaffende berücksichtigt, hatten nun viele Kunstschaffende keine Möglichkeit sich in organisierten Kreisen zu zeigen.
So kam ich als Basler SGBK Präsidentin und private Kunstsammlerin auf die Idee, eine Institution „Offene Ateliers“ für die Basler SGBK Mitglieder zu organisieren. Immer der gleiche Flyer, immer die gleiche Aufmachung zur Wiedererkennung. Da es für Kunstsammler schwierig ist, am gleichen Tag mehrere Atelierbesuche zu machen, verteilte ich die Daten, (von der Künstlerin frei wählbar) durchs ganze Jahr. In den ersten Jahren galt mein Angebot nur für die Basler Mitglieder. Doch oft wurde ich von anderen Sektionsmitgliedern angefragt, ob sie sich an den „Offenen Ateliers“ beteiligen können. So weitete ich den Kreis, im Einverständnis aller damaligen Sektionspräsidentinnen, auf alle Sektionen aus. Seit vieler Jahre organisiere ich nun die Daten für den Flyer und stelle diesen den Künstlerinnen gratis zur Verfügung. Die Kosten für den Flyer trägt seit je die SGBK Sekt. Basel.
Die Künstlerinnen können diesen Flyer an ihre Kundschaft versenden und machen damit gegenseitig Reklame, da das ganze Jahresprogramm mit allen Beteiligten ersichtlich ist. Hier braucht es keinen eigenen von der Künstlerin erstellten Flyer. Ein solcher würde die Wirkung schmälern, da er die anderen Künstlerinnen der „Offenen Ateliers“ nicht unterstützt. Wichtig ist, dass der Flyer das ganze Jahr aufliegt und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Die kantonalen Institutionen sind, so zumindest in Basel, bereit diese auszulegen. Die Kunsthallen BS/BL und einige Galerien legen unsere Flyer gerne auf. So auch die Kultur- und Tourismusbüros und die öffentlichen Bibliotheken. Einige Museen senden mir regelmässig ihre Veranstaltungsflyer und sind bereit, im Gegenzug unsere Flyer auszulegen. So in Luzern, Genf und das Franz Gertsch Museum.
Inzwischen stelle ich fest, da es in den Sektionen Bern und Zürich einen Wechsel der Präsidentinnen gab, und dass der Grundgedanke für diese Fördermöglichkeit bei einigen nicht angekommen ist. Es ist für die Künstlerinnen zwar wohl nett, wenn andere Künstlerinnen sie im Atelier besuchen, doch diese fördern kaum den Verkauf ihrer Werke. Für die Vernetzung unter den Künstlerinnen ist das jeweilige Künstlerinnen Treffen viel eher geeignet. Es sind die Kunstsammler und –Liebhaber, die bereit sind, für Kunstwerke Geld auszugeben. Von einigen Künstlerinnen höre ich, dass sie bereits regelmässig Verkäufe während der „Offenen Ateliers“ machen konnten.
Ich möchte die Philosophie der „Offenen Ateliers“ im ursprünglichen Sinne der „Porte ouverte“ beibehalten, da es eine günstige und wirksame Werbung für die Künstlerinnen ist. Es braucht nur einmal im Jahr den Eintrag des Jahresprogramms auf der SGBK Homepage und die Verlinkung mit der Webseite der Künstlerin. Einzeleinträge bei den Veranstaltungen sind so eigentlich überflüssig. Wenn die Künstlerinnen kurz vor ihrem Termin dann den Flyer vom Jahresprogramm nochmals an ihre Kundschaft verschicken, machen sie für die Institution „Offene Ateliers“ und somit für alle Künstlerinnen nochmals wertvolle Reklame.
Basel, 22. November 2022
Elfi Thoma
Sektionspräsidentin Basel